Wie war's dort?

Zeit ist zu kostbar um sie nicht zu nutzen ...

Osttirol 2017

von Bernhard Renner

Für August 2017 war leider nur ein kleines Zeitfenster für Sonja und mich für Urlaub zur Verfügung. Den ursprünglichen Plan mit Christoph nach Slowenien zu fahren, schlug leider (wieder mal) fehl ... alleine, ohne Christoph? Nein, das wollten wir auf keinen Fall - den gemeinsamen Trip ins Soca-Tal planen wir nun schon viel zu lange, als dass wir ihn nicht mit ihm gemeinsam machen würden.

So hiess es einen Plan B zu finden ... der dann auch sehr rasch gefunden war: Osttirol » Villgratental » Ötztal
So der Plan - doch dass sich das Ötztal dann doch nicht mehr ausgehen sollte, erkannten wir sehr rasch, als wir abends am Campingplatz in die Pläne für die nächsten Tage vertieft waren.

Aber beginnen wir mal ganz von vorne ...

Sonntag - Anreisetag

Vorbereitet mit Wegstrecke machten wir uns frühmorgens auf den Weg - diesesmal sollte uns der schnellste Weg ans Tagesziel (Sillian Campingplatz) bringen » Autobahn bis Salzburg um dann über das grosse deutsche Eck nach Tirol zu bringen. Doch der Verkehrsfunk während einer Rast am Voralpenkreuz belehrte uns eines Besseren: Spontanaktion und Route anpassen. Somit ging's quer durch's Land direkt nach Sillian.

Der Campingplatz war dann, trotz einiger Zwischenstopps mit Natur bewundern am frühen Nachmittag erreicht. Einrichten und Pläne für die nächsten Tage schmieden war dann angesagt.
Wir kramten in diversen Karten, Flyern und Infotafeln - und da wurde uns rasch klar: hier bleiben wir und nehmen uns das Ötztal für einen späteren Trip vor.

Montag - Tag 2 - der Berg ruft

Die Nacht war ruhig - wenn auch sehr kalt und unangenehm feucht. Nun ja, wir befinden uns auf 1'100 Seehöhenmeter und es ist Ende August ... da kann man wohl kein Nachklima mehr mit angenehmen 20°C mehr erwarten :-) . Ja, das hatten wir dann auch mitbekommen.

6°C ist dann doch schon ganz schön frisch - und ein Fleckerl am Campingplatz der die Sonne erst so gegen 9 Uhr antanzen liess, trübte ein wenig die Morgenstimmung. Doch zum Glück gibt's Kaffee!
Beim Frühstück war dann der Plan für den heutigen Tag geschmiedet: der Berg ruft! Da gibt's am einen Bergkamm, den wir von uns aus gut sehen konnten und da geht ne Lifttrasse rauf. Somit sollte es auch eine Weg nach oben gehen - das war der Plan.
Auf dem Weg nach Sillian erkannten wir aber, dass sich da auf der Lifttrasse etwas bewegte: korrekt! da geht ein Lift, nein eine Gondelbahn rauf, die sich sogar bewegt. Somit war auch das klar für uns: rauf mit der Gondel und oben Panorama-Schauen-Gehen.

Der Weg nach Sillian ist leicht, eben und sehr gut zu gehen - ca. ne halbe Stunde Fussmarsch.
Der Ort liegt am Fusse einer Ruine (die wir leider nicht besucht haben) und über die Drau, die hier noch einen kleinen Bach gleicht, führt ein sehr gut erhaltener und aktuell in Restaurierung befindlicher Holzsteg. Etwas an Industrie und viel Tourismus zeichnen den Ort aus.
Der Tourismus dürfte sich aber auf den Wintersport konzentrieren.

Dann nur wenige Gehminuten bis zur Talstation der Gondelbahn und schon ging's rauf.

Oben angekommen - Gadein nennt sich die Bergstation - wählten wir eine kleinere Panoramarunde aus um uns für den Marsch ins Tal nicht zu überanstrengen :-)
Oben am Berg herrscht sommerlicher Almbetrieb, einiges an Touristmus und Baustellen ganz oben am Berggipfel, damit die Wintertouristen auch gut über die Lifte bis rauf transportiert werden können.

Da ein Teil der Route wegen Bauarbeiten ganz oben gesperrt war, improvisierten wir und gingen mal in "eine Richtung" den Berg rauf. Im Hinterkopf noch die Anstrengungen der Rax im Juli dieses Jahres achteten wir diesesmal gut auf Höhe und Anstrengung. ... leider wurde uns damit auch bestätigt, dass die Höhenluft für Sonja doch Auswirkungen auf ihren Kreislauf und ihre Möglichkeiten hat. Nun ja, wir wissen's und somit können wir uns darauf einrichten.

Der Blick ins Tal, der Panoramablick, der Blick ins Ausservillgratental ... all das war einfach nur herrlich! Das Wetter spielte mit uns, für uns.
Doch irgendwann war dann auch der Zeitpunkt, wo Sonja nicht mehr konnte, sodass ich den letzten Hügel noch alleine rauf marschiert bin um dann mit ihr in Richtung Tal aufzubrechen ...

Der Weg ins Tal führte fast durchgehend entlang der Gondellifttrasse - anfangs auf gut ausgebauten Forstwegen, um etwa zur Mitte der Strecke dann doch in kleinere Steige zu wechseln. Wobei wir nur nicht wussten, wie weit uns denn die Forstwege abtreiben würden, sodass wir evtl. einen viel zu langen abendlichen Rückmarsch im Tal auf uns nehmen müssten.
... so wählten wir eben die Steige und die Entscheidung war auch richtig, denn sie führten uns durch eine Mischung aus unwegsamen Gelände und Weiden und herrlichen Panoramawegen bis hinunter ins Tal, zurück zur Talstation der Liftanlage.

Dienstag - Tag 3 - auf nach Italien

Der Plan für heute wurde bereits am Vorabend bei nem Bier beschlossen: rein in den Zug um einige Stationen zu fahren um dann den Weg zurück zu marschieren. Aber auch dieser Plan war dann schnell mal verworfen. Denn schon am Hinweg nach Sillian, wo sich eine Bahnstation befindet, erkannten wir das (und ich übertreibe jetzt nicht!) tauschende von Italiener den Radweg entlang auf uns zukommen.
Ein Weiterkommen ohne ständig auf der Hut zu sein war somit unmöglich - Planänderung: rein in den Zug und ab nach Italien ;-) Dort den Tag verbringen und dann wieder zurück mit dem Zug ...

Gesagt getan - und es war die richtige Entscheidung!

Die Bahnstation, bei der wir ausstiegen und den Tag verbringen sollten, war auch zugleich der Beginn der Menschenmassenfahrradstreckentrasse, die uns in Sillian begegnet sind. Ausflugslustige Italiener steigen dort auf's Fahrrad um den gut ausgebauten Fahrradweg entlang bis nach Lienz zu fahren - um dort wiederum in den Zug zu steigen und die Strecke mit selbigen zurückzufahren.

Innichen - San Candido
So heisst der Ort, an dem wir uns nun befanden. Ein netter, sehr schöner kleiner Ort - auch geprägt von Tourismus. Im Sommer hier mit einer Sommerrodelbahn versehen und im Winter mit einer nicht allzu kleinen Liftanlage. Die Dolomiten im Panorama-Hintergrund tuen ihr Bestes dazu, dass der Ort einfach nur schön ist - ein Ort am Rande von Südtirol ...

Wir bestiegen also den Sessellift, der uns nach oben auf den Fusse der Dolomiten brachte um nach nur wenigen Fahrminuten den Berg wieder runter zu marschieren. Durch einen Wanderpfad, vorbei an der Jora-Hütte, wo wir eine Jause auf saftig grüner Wiese eingenommen hatten. Von dort aus hatten wir nochmals einen herrlichen Blick auf die schroffen Züge des angrenzenden Gesteins.

Unten im Ort angekommen, erkundeten wir dann natürlich auch noch den Ort - der von zwei Kirchen und viel Touristen besiedelt ist.
Nach einer echten italienischen Pizza machten wir uns wieder auf den Heimweg, der uns via Eisenbahn zurück auf unseren Campingplatz führte ...

Mittwoch - Tag 4 - Thurntaler Panoramastrasse und Villgratental

Der vierte und letzte Tag hier im Tal brachte nochmals einen wunderbar sonnigen Tag - die Wettervorsagen teilten uns aber für nachmittags Gewitter mit, sodass wir den Tag aufteilen wollten: Thurntaler Panaoramastrasse und dann weiter ins Villgratental.

Die Panoramastrasse führt parallel zur Drau durch einige Täler und Berge - wunderbar anzusehen! Einigemale Rasten und Ausblick geniessen musste schon mit drinnen sein. Ein Abzweiger zu einem Freiheitskämpferdenkmal, der Linzer Klause und ihrer Befestigungs-Mautstelle musste natürlich auch mit drinnen sein.
Hier kann ich nur sagen: anschauen, geniessen und selbst urteilen.

Nach der Panoramastrasse wählten wir den direkten Weg rein ins Villgratental - zuerst Ausservillgraten um dann in der "Sackgasse" im Innervillgratental zu landen.
Beim Reinfahren in den Ort Innervillgraten waren wir etwas enttäuscht ... doch der Weg immer weiter hin zur Sackgasse zeigte uns, dass wir unsere Gemüter doch wieder hochschrauben sollten. Denn nun waren wir endlich dort, wo wir hin wollten:
Ein idyllisches Fleckerl Erde, das für uns Touristen erhalten blieb bzw. soweit wieder aufgebaut wurde, dass wir unsere Freude damit haben müssen - ein Bergbauerndorf mit nur wenigen Häusern, aber so gut eingebettet in die Landschaft, dass man gar nicht mehr weg möchte!

Das Tages- und damit auch das Reiseziel hatte sich voll gelohnt! Ein Bergdorf wo es scheint als wäre die Zeit stehen geblieben aber trotzdem so real und anmutig, dass man die Anstrengungen hier wahrlich spüren kann.
Auch hier konnte ich mich gar nicht satt sehen - das mittlerweile trübe Wetter war komplett ausser acht gelassen, denn die fast unrealen Farben, die das Licht an den Hängen in Braun-Grün widerspiegelte war so faszinierend, dass man gar nicht anders konnte, als zu sagen: herrlich!

Bevor wir dann die Heimreise antreten wollten, machten wir noch Halt am Sinkersee - ein Naturdenkmal das Seinesgleichen sucht. Auch dieser Ort lädt zum Ausruhen und Hierbleiben ein ... doch das Wetter hat gezeigt, dass wir unseren Heimweg antreten sollten.

Was zeigte uns die Reise?

Eine kurze aber intensive Erfahrung mit Osttirol und seinen Schönheiten - Schönes, das Österreich zu bieten hat. Wunderbare Landschaften und Almen. Auf den Almen und Hängen noch heute Strapazen die wir uns in den flachen Ebenen gar nicht vorstellen mögen » Handarbeit beim Futtereinbringen, Kühe die gepflegt werden möchten ... Arbeiten, die wir in unserer Gegend so gar nicht kennen: Hut ab davor!

Osttirol wir kommen wieder!
Und wir können das Stückchen Erde nur weiter empfehlen. Was die Jahreszeit angeht: tagsüber bei Sonnenschein einwandfrei - nächtens feucht und schon unangenehm kühl bis kalt ... für das Dachzelt einfach zu frisch :-)

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