Wie war's dort?

Zeit ist zu kostbar um sie nicht zu nutzen ...

Predigtstuhl - die höchste Erhebung des Thayahochlandes

von Bernhard Renner

Der Predigtstuhl ist die höchste Erhebung des Thayahochlandes und liegt mitten im Bandlkramerland, im Waldviertel. Mit 718m über der Adria ein überschaubarer Gipfel zum erklimmen - der Göttersitz daneben jedoch nochmals drei Meter dazu.

Die Wanderung begannen wir an der Talstation des „Frauenstaffel“ Skiliftes in Ulrichschlag. Von dort weg starteten Sonja und ich bei frischen 7°C gleich mal rauf zur Bergstation - also sogleich mal gut 90Hm zum Aufwärmen rauf.
Als Kind waren wir oft hier am Skihang - hier lernten meine Geschwister und ich das Skifahren ... damals wohl auch schon mit Liftanlage, aber definitiv gab's noch keine Skihütte für das Apres-Ski-Vergüngen ;-)

Dann ging's weiter - am Kuenringerweg 611 - bis zur Bründlkapelle. Am Weg entlang kommt man an einem Gedenkstein vorbei - der an die Kirche von Ulreichs erinnert. Die Kirche, die Mitte des 12.Jahrhunderts erbaut wurde, steht auch eng mit dem Gebietsnamen hier in Verbindung: „Frauenstaffel“ - dieser Name weist auf die Marienverehrung hin. Aber bereits um 1370 war die Kirche verödet und wurde anlässlich des Kapellenbaues 1888 - der Bründlkapelle Dietmanns - abgetragen.
Zur Bründlkapelle Dietmanns kamen wir aber schon wenige Gehminuten später. Hier musste ich einfach stehen bleiben und mich umsehen - die Katholische Kapelle, die hier Ende des 19.Jahrhunderts erbaut wurde, sieht einfach nur wunderbar und anmutig aus.

Die weitere Wegführung bis zum Predigtstuhl verläuft eher unspektakulär - jedoch wunderbar zum marschieren. Die Wälder laden zum Abschalten und Dahinsenieren ein - wären da nicht die tollen Blickfänge, die einem die Natur so beschert. Der, für diese Gegend, typische moosbewachsene Waldboden und die bereits häufiger werdenden Felsen, erlauben es die Momente zu geniessen.
Kurz bevor man dann zum Predigtstuhl kommt, fallen auch ein paar Felsformationen besonders auf - der Fischstein, der Adlerfelsen und die Drachenhöhle. An diesen Felsen vorbei sind es dann nur noch wenige Schritte, bis man auf der höchsten Erhebung des Hochlandes ankommt. Nicht spektakulär, aber auch nicht gerade unbeeindruckt, öffnet sich die offene Ebene mit einem Rastplatz, einer Infotafel und vor allem dem Göttersitz.

Quelle Infotafel:
Das Gebiet unserer Heimatbezirkes ist eine Hochfläche von ca. 450 bis 550 Meter Höhe. Auf ihr bauen sich drei Höhenzüge auf, welche nahezu parallel von Süden nach Norden verlaufen. Der Hauptzug teilt den Bezirk in zwei annähend gleiche Teile. Er tritt nördlich von Weinpolz in den Bezirk, erreicht im Predigtstuhl mit 718m den höchsten Punkte und ziet sich dann abflachend zur Thaya. Der Predigtstuhl war in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf Grund des damals noch vorhandenen Aussichtsturms, im Volksmund Pyramide genannt, beliebtes Ziel von Sonntagswanderungen. Genau auf dieser Stelle war eine Holzsäule dieser Pyramide im Boden verankert. Die Wanderer aus Gross Siegharts, Dietmanns, Waidhofen und den umliegenden Orten genossen am Ziel dieses Fussmarsches, bei klarem Wetter, von hier den Fernblick zu Schneeberg und Ötscher. Diese Sicht wird heute durch den hohen Baumwuchs verhindert. Dafür ist als eher beklemmender Fernblick in nördlicher Richtung die Silhouette des Atomkraftwerkes Dukovany zu erkennen.

Nach einer kurzen Rast, einigen Bildern und natürlich der Besteigung des Göttersitzes, marschierten wir auch schon wieder weiter.
Durch frisch geerntete Holzplantagen ging's runter bis nach Dietmanns, wo wir uns wieder kurz niederliessen damit wir - um Punkt 12 Uhr - unsere Mittagsjause verspeisen konnten.

Von Dietmanns aus folgten wir knapp 1km den asphaltierten Radweg, vorbei an Infotafeln über Dietmanns - die das gut ausgebaute Radnetz im Waldviertel anpreisen ... aber mal ehrlich: muss eine Asphalttrasse durch die Natur tatsächlich notwendig sein? Glücklicherweise verlässt man diese Trasse dann auch rasch wieder um auf gut begehbarem Untergrund weiter marschieren zu können.

An einem der vielen Wandermarkierungen liest man auch „Schwarzes Marterl“ - was das wohl sein mag? Ich hatte natürlich auf einen Platz für „Schwarze Messen“ getippt :-) ... war es dann aber natürlich nicht! Es ist eine gut gepflegte Marter am Wegesrand in Grauem Anstrich gehalten. Schon bald verlassen wir den Wald und bewegen uns ein gutes Stück des Weges auf offenem Gelände bis nach Götzles. Götzles selbst durchqueren wir nicht, sondern gehen fast daran vorbei um die letzten Wanderkilometer, auf Strassenbelag zu begehen.
Das letzte Wanderstück jedoch führt wieder, wie gewohnt, durch Wald, bis wir wieder an der Bergstation der „Frauenstaffel“-Skiliftanlage ankamen.

Eine echt wunderschön zu gehende Strecke! Einfach und die ca. 400 Höhenmeter sind immer gut verteilt, sodass man diese kaum bis gar nicht mitbekommt. Das Wetter war wieder ideal zum Wandern - morgens 7°C und am Ziel dann 15°C.
Die herausgesuchte Route führt unweigerlich, fast durchgehende, auf Wanderwegen - nein, das wusste ich beim Routenplanen nicht. Aber das Wanderwegenetz ist hier wirklich sehr dicht und gut ausgebaut. Danke an dieser Stelle an den Alpenverein Sektion Waldviertel für die Hege und Pflege der Wanderwege!

Distanz: 16.9km
Dauer: 4:36 Stunden
Bergauf: 380m
Bergab: 410m
Wenn es eine Sternenbewertung gäbe, dann 5 von 5 Sternen!

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